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Rückerts Verständnis von Rumi und Hafez

Friedrich Rückert war ein deutscher Dichter, Sprachgelehrter und Übersetzer sowie einer der Begründer der deutschen Orientalistik.

Im Unterschied zu Goethe verfügte Friedrich Rückert über persische Sprachkenntnisse und nach einem Besuch bei Hammer-Purgstall 1818 begann er mit dem Übersetzen.

Er befasste sich mit dem Ghasel bei Dschalal ad-Din ar-Rumi (1819) sowie bei Hafis aus deutschsprachiger Sicht. 1821 kündigt Rückert seinem Verleger Johann Friedrich Cotta „Persica“ an (Östliche Rosen) und erläutert, diese würden sich insofern von Goethes Gedichten unterscheiden, dass es hier statt um den Geist in der Hauptsache um die Form gehe.

Rückert verfuhr so, dass er im Deutschen die formale Gestalt des orientalischen Originals nachzubilden versuchte, in perfektionistischen Nachdichtungen, die im Vergleich zu Hammer-Purgstalls Stil korsettartig eingeengt klingen und deren Willkür lediglich geschickter getarnt ist. Ähnlichkeit zwischen Goethe und Rückert besteht darin, dass bei beiden nicht selten ein einzelner Hafis-Vers in ein Gedicht verwandelt wird.

Von Hammer-Purgstall wiederum unterscheiden sich Rückerts Arbeiten dadurch, dass jener ungereimte Distichen oder manchmal Vierzeiler wählte, dieser hingegen Strophen aus Doppelversen, die in der jeweils zweiten Zeile identische Reimwörter aufwiesen.

Im Deutschen ist es nicht wie im Persischen möglich, stets auf identischen Silben zu reimen, daher schuf Rückert diesen Zwischenweg. Anders formuliert: Hammer-Purgstall „führt Hafis ins Deutsche, statt wie Rückert das Deutsche zu Hafis.“

Der Kreislauf des Lebens, den Rückert in der persischen Dichtung als ein kontemplierendes Zirkulieren um einen Mittelpunkt eindrücklich dargestellt fand, schien ihm in der Form des Ghasel mit der Reimfolge aa, ba, ca, etc. am besten ausdrückbar zu sein.

Ab 1827 publizierte Rückert seine Übersetzung eines indo-persischen Werkes über Rhetorik und Dichtkunst in der Zeitschrift Fundgruben des Orients, die Hammer-Purgstall in Wien herausgab. Ein halbes Jahrhundert später unter dem Titel Grammatik, Poetik und Rhetorik der Perser nach dem siebenten Bande des Heft Ḱolzum (1874) von Wilhelm Pertsch als Buch herausgebracht, wird es heute als ein grundlegendes Werk über persische Poesie eingeschätzt. Rückert beschreibt und erläutert in diesem Werk, welche Bausteine bei interkulturellen Vermittlungsprozessen persischer Dichtung zu beachten sind.

Rückert war einer der sehr produktiven deutschsprachigen Literaturübersetzer und hat fast alle der damals zugänglichen größeren Werke der persischen (und der arabischen) Poesie ins Deutsche übertragen.

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